Georg Bernhard

Georg Bernhard (* 20. Oktober 1875 in Berlin; † 10. Februar 1944 in New York) war ein demokratischer deutscher Publizist jüdischer Abstammung, der sich schon früh gegen den Nationalsozialismus engagierte. Er musste 1933 emigrieren und war der Gründer einer bedeutenden Exilzeitung.

Georg Bernhard hatte eine Banklehre gemacht und war Wirtschaftsjournalist geworden.
Von 1898 bis 1903 hatte Bernhard eine Stellung als Handelsredakteur bei der zu Ullstein gehörenden Berliner Zeitung. Parallel dazu studierte er Rechts- und Staatswissenschaften. 1904 bis 1925 gab Bernhard die Wirtschaftszeitung Plutus heraus, deren Begründer und Besitzer er war. Ab 1908 war er in der Verlagsleitung bei Ullstein beschäftigt. Als der Ullstein-Verlag 1914 die Vossische Zeitung kaufte, wurde Bernhard bis 1920 als zweiter Chefredakteur neben dem bisher alleinigen Chefredakteur Hermann Bachmann eingesetzt. Ab 1916 hielt er auch Vorlesungen als Dozent an der Handelshochschule Berlin. Von 1920 bis 1930 amtierte Bernhard als alleiniger Chefredakteur der Vossischen Zeitung. Bernhard formte die Zeitung zu einem linksliberalen Blatt. Er trat für den Ausbau der Demokratie und – trotz des Versailler Vertrags – entschieden für eine Verständigung mit Frankreich ein. Er wirkte in jüdischen Verbänden mit. Sein Diskussionsstil war sehr entschieden und er hielt mit seiner Meinung nicht hinter dem Berg. Auch das machte Bernhard zu einem bevorzugten Ziel antisemitischer Hetze.

Bernhard war etwa 1900 Mitglied der SPD geworden. Er gehörte dem revisionistischen Flügel der Sozialdemokratischen Partei an und geriet deswegen 1903 mit dem Parteivorstand in Auseinandersetzungen. 1906 wurde er ausgeschlossen. Er gehörte 1918 zu den linksliberalen Mitbegründern der Deutschen Demokratischen Partei und war Mitglied im Vorstand. Bernhard war ein wichtiger Verteidiger der Demokratie und bekämpfte die Nationalsozialisten entschieden. Von 1928 bis 1930 war er Abgeordneter im Reichstag. Im Februar 1933 war Bernhard in Berlin noch Mitorganisator des Kongresses Das Freie Wort. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten flüchtete er 1933 nach Paris. Bernhards Name stand schon auf der Ersten Ausbürgerungsliste des Deutschen Reichs von 1933.

Im Dezember 1933 gründete Georg Bernhard mit Freunden das „Pariser Tageblatt“ als Tageszeitung der deutschen Opposition.
Die Zeitung war eine wichtige Plattform für die etwa 35.000 in Frankreich befindlichen Flüchtlinge, wurde aber auch in den anderen Ländern des Exils vertrieben. Das Pariser Tageblatt bemühte sich auch, das gastgebende Land in sachlicher Form über den verbrecherischen Charakter der Hitlerregierung aufzuklären. Das war Goebbels natürlich nicht unbekannt geblieben. Der Eintrag über Georg Bernhard im Meyers Lexikon von 1936 lautet denn auch: „Bernhard, Georg, jüd. Emigrant, …, übte als Chefredakteur der ‚Vossischen Zeitung‘ einen starken, zersetzenden pol. Einflus aus, wegen seiner deutschfeindlichen Hetze als Herausgeber des ‚Pariser Tageblatts‘ 1933 ausgebürgert“.

1938 gab Bernhard den Posten bei der Pariser Tageszeitung auf. Bernhard war weiterhin politisch tätig. Er hatte dem Ausschuss zur Vorbereitung einer deutschen Volksfront angehört und nahm 1938 als Vertreter der Vereinigung deutscher Emigranten in Frankreich an der Flüchtlingskonferenz des Völkerbundes in Evian teil. Nach dem deutschen Einmarsch 1940 wurde Bernhard wie viele Emigranten von den Franzosen im unbesetzten Südfrankreich interniert. Die Fluchthilfeorganisation von Varian Fry verhalf ihm 1941 zur Flucht nach New York. Dort starb er 1944.

Quellen*:
Wikipedia.de
Gedenktafel in Berlin.de

Weiterführende Links*:
https://de.wikipedia.org/wiki/Georg_Bernhard
https://www.gedenktafeln-in-berlin.de/nc/gedenktafeln/gedenktafel-anzeige/tid/georg-bernhard/

* erfasst am 07.06.2021

Foto Georg, Bernhard

Inschrift:
An diesem Ort lebte von

1911 bis 1930

GEORG BERNHARD

20.10.1875 - 10.2.1944

Er leitete von 1914 bis 1930 die Vossische Zeitung

und war einer der angesehensten Wirtschafts-

journalisten der Weimarer Republik

1933 emigrierte er über Kopenhagen nach Paris, 1941 nach New York


Adresse: Kleiststraße 19-21, 10787 Berlin
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